„Warum nicht einfach gleich ein Label gründen, wenn wir schon dabei sind?“
Dies oder ähnliches werden sich Stefan und Thomas Lindner vermutlich gedacht haben, als die Idee reifte, die von Stefan Lindner geschriebenen Kurzgeschichten, in Form von Hörspielen bzw. Hörbüchern, der breiten Masse zugänglich machen zu wollen. Das nötige Know-How ist zweifelsohne vorhanden, schließlich zeichnet Bruder Thomas ja hauptberuflich als Sänger der Band Schandmaul verantwortlich. So verwundert es nicht, dass er auch bei den „Gebrüder Thot“ maßgeblich für Sound und Produktion als solches verantwortlich ist. Durch diese Form des „barrierefreien“ Arbeitens erfreuen uns die beiden Brüder nach ihrem erfolgreichen Debüt „Die Spinne“ nun schon mit ihrem Zweitwerk „Dèjà Vu“, bei dem ein weiterer Schritt der Reifung unbestritten ist. Testwildsau.com ist es nunmehr geglückt die „Gebrüder Thot“ für ein Interview zu begeistern, wobei Stefan Lindner Rede und Antwort stand für Themen wie der Label-Gründung, dem kreativen Prozess an sich, und wie das so funktioniert, wenn man einen viel beschäftigen Musiker zum Bruder hat und selbst ebenfalls nicht gerade mit bedeutend mehr Freizeit gesegnet ist ist.
Es folgt Testwildsau-Interview die erste……tada!
Hallo Stefan,
ihr habt ja im letzten Jahr mit „Die Spinne“ und jetzt aktuell mit „Das Dèjà Vu“ ein beachtlichen Start mit eurem Label, Lindenblatt-Records hingelegt. Wie sieht denn dein persönliches Fazit zu den Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit aus?
Ich bin wirklich sehr zufrieden. Insbesondere bei „Die Spinne“ hatte ich schon ziemlich Schiss, dass sich einfach niemand dafür interessiert, dass die Leute darüber herfallen, oder ich einfach auf einem Berg an Unkosten sitzen bleibe. Aber wir sind tatsächlich (wenn auch knapp) in den schwarzen Zahlen gelandet. Bei „Das Déjà Vu“ lief der Verkaufsstart sogar noch ein wenig besser.
Wie ist das Feedback zu euren Veröffentlichungen?
Das Feedback für „Die Spinne“ war erfreulicherweise sowohl vonseiten der Presse, als auch von den Hörern sehr positiv. Beim „Déjà Vu“ gab es nun erstmals Vergleichsmöglichkeiten und es kam auch zu vereinzelten kritischen Zwischentönen. Dennoch klingt das Echo unterm Strich eindeutig nach Zuspruch.
Wie kam es denn überhaupt dazu, dass ihr ein eigenes Label gegründet habt, schlechte Erfahrungen?
Nein, keine negativen Erfahrungen. Aber es ist nun mal so, dass wir ein kleines Underground Ding sind. Solange kein wirklich bekanntes Label auf uns zu kommt, sehe ich hier Gefahrenpotenzial. Bei zusätzlich beteiligten Personen steigen natürlich auch die Unkosten und ich bezweifle, dass wir dadurch dann wirklich so viel mehr Einheiten verkaufen würden, dass sich das für den Einzelnen lohnt. Außerdem sind wir auf diese Weise wirklich absolut autonom und können vom Schreibprozess bis zur Covergestaltung tun und lassen was wir wollen.
Können unserer Leser, nach „Die Gebrüder Thot“, irgendwann auch eine klassische Grusel-Hörspielserie àla „John Sinclair“ erwarten?
Wir arbeiten momentan tatsächlich nicht nur an „Gebrüder Thot 3“, sondern auch an einer zweiten Reihe. Es ist allerdings noch viel zu früh, um hier Details auszuplaudern. Nur soviel: Es handelt sich dabei nicht um eine Grusel-Serie. Wobei ich das für die Zukunft auch nicht partout ausschließen möchte.
Aktuell hört man ja von vielen Seiten, das der Hörspiele-Markt, ebenso wie die Musikindustrie, stark durch die vielen Raubkopierer geschwächt ist. Viele Bands sind ja zum Beispiel immer stärker auf den Verkauf von Merchandise-Artikeln angewiesen. Wie schätzt du selber die Situation ein?
Da ist natürlich was dran. Gerade ein kleines Label muss halt einfach erst mal eine gewisse Anzahl an Verkäufen machen, um überhaupt überleben zu können. Ich habe aber natürlich auch ein gewisses Verständnis dafür, dass man nicht ALLES kaufen kann. Gerade bei Teenagern oder bei Leuten, die einfach eine schmale Börse haben. Ich finde es allerdings sehr wichtig, dass den Menschen, die nur brennen oder illegal downloaden, klar wird, welche Arbeit und auch Investitionen hinter einer solchen Produktion stecken. Wenn dafür niemand bezahlt, wird es halt auch keine neuen Werke mehr geben …
Magst du unseren Leser mal skizzieren, wie im Hause Lindner ein Hörspiel entsteht? So von der Idee zur fertigen CD.
Zuerst muss ich natürlich die Drehbücher schreiben. Diese kriegen ein paar Vertraute zum Lesen. Sind alle damit zufrieden, dann beginnen die Sprachaufnahmen. Hierfür treffen Thomas und ich im Schandmaul-Studio zusammen und wir nehmen die Texte gemeinsam auf. Bei einer Geschichte mit vielen Sprechern, wie bei „Zum Meister“, trafen wir uns blockweise mit den verschiedenen Darstellern und nahmen die Takes einzeln auf. Das ist anders gar nicht zu organisieren. Sind alle Sprachspuren im Kasten, dann beginnt Thomas damit sie zusammenzubauen, ggf. zu schneiden und fügt Geräusche und Effekte hinzu. Ich treffe mich in dieser Zeit mit den anderen Beteiligten, wie z.B. dem Grafiker (von Creative Partners) oder den Jungs von VorTeX (zuständig für den Soundtrack) und gehe mit ihnen ihren Beitrag zum Hörspiel durch. So wird das Demo immer wieder aktualisiert, gehört und besprochen, bis man irgendwann an den Punkt kommt, (notfalls mit Gewalt! ;-)), wo man sagt: Jetzt ist es fertig! Dann geht die Vorproduktion nach Berlin und wird vom Trosi (Turnstyle Mastering) gemastert, was tatsächlich noch mal viel ausmacht. Ja … und danach kann es dann ins Presswerk/in die Druckerei geschickt werden.
Metal in seinen härteren Spielarten ist ja ein erfreulich stark präsenter Faktor in euren Hörspielen. Welche Bedeutung hat Musik für dich und inwieweit beeinflusst es deine kreative Arbeit? Was sind deine Favoriten?
Musik spielt in meinem ganzen Leben eine sehr große Rolle. Ich höre eigentlich ständig Musik. Sei es als Hintergrundbeschallung in allen denkbaren Situationen oder auch ganz bewusst und als Hauptbeschäftigung. Im Gegensatz zu Filmen, Hörspielen oder Büchern kann Musik Emotionen erzeugen, ohne sich auf einen bestimmten Handlungsstrang festzulegen. Es ist mir selbst überlassen, in welche Richtung ich mein Kopfkino lenke. Und es gibt wirklich für jede Gefühlslage auch die passende Musik. Deswegen fällt es mir auch schwer, hier jetzt ein bestimmtes Genre, oder gar bestimmte Bands zu nennen. Das kommt ganz darauf an, wann ich, mit wem und mit welcher Gemütslage Musik höre.
Bin ich für mich alleine, sind es allerdings meistens sogenannte progressive Sachen. Aus dem Black Metal, dem Doom oder auch diesem Post-Bereich. Gerne mit Überlänge. Und auch gerne mit einer gewissen Melancholie versehen.Beim Schreiben höre ich zumeist instrumentale Lieder, da mich Texte eher aus dem Fluss bringen. Bohren & der Club of Gore wären hier meine Favoriten. Sie erzeugen (insbesondere auf dem Black Earth Album) eine dunkle, unheilschwangere Stimmung, ohne mich dabei abzulenken.
Du arbeitest ja beruflich mit behinderten Menschen zusammen. Haben besondere Menschen in deinem Umfeld Einfluss auf deine Arbeit als Schreiber?
Nein, im Grunde eigentlich nicht. Allerdings erhält man bei meiner Arbeit (und dies gilt selbstverständlich für den gesamten „sozialen Bereich“) auf ziemlich erschreckende Art und Weise Einblick in den moralischen Verfall unserer Gesellschaft. In der Wirtschaft wird jeder noch so unfähige Vollhonk mit Geld zugeschissen. Selbst verschuldete Firmenpleiten werden gepusht und subventioniert. Für jeden Mist ist Kohle da. Aber in diesem wirklich wichtigen Bereich, wo es um die Erziehung unserer Kinder geht, um die Pflege unserer Eltern/Großeltern, um Kranke oder irgendwie in Not geratene Menschen, da wird geknausert und gekürzt. Da wird abgeschoben und weg gesperrt. Es fällt immer mehr Arbeit, in immer kürzerer Zeit, bei immer weniger Personal und mit immer weniger Mitteln an. Die Lebensqualität sinkt konstant. Und das Personal wird lausig bezahlt. Kein Altenpfleger, Erzieher oder Heilerziehungspfleger ist wirklich in der Lage eine Familie zu ernähren. Das ist derartig beschämend und macht mich ungeheur wütend.
Tja, hätte man mal lieber „etwas Anständiges“ gelernt … in diesem Bereich werden nun mal keine Gewinne erzielt. Und Krüppel haben keine Lobby!
Dein Bruder Thomas ist ja sicherlich mit Schandmaul und WETO schwer eingespannt und hat einen engen Terminplan. In wieweit beeinflusst das eure Zusammenarbeit?
Klar, der Hauptjob (und das ist in Thomas Fall Schandmaul) hat natürlich Vorrang. Deswegen müssen unsere gemeinsamen Tätigkeiten sich dem Terminplan der Schandmäuler natürlich anpassen und unterordnen. Aber zum Glück sind mehrere Arbeitsschritte ja auch ohne Thomas Mithilfe möglich. Da muss man sich halt gut abstimmen.
Was ich schon immer mal sagen wollte……?
Man sollte jeden einzelnen Tag eine Email oder einen Brief an den öffentlich rechtlichen Radiosender in seiner Region schicken und dort fragen, warum sie eigentlich nicht … (hier anständige Band nach persönlichem Geschmack einfügen) spielen.
Warum ist Gemüse teurer als Wurst?
Und warum kann man in Deutschland eigentlich kein Quorn kaufen?Warum sitzen keine Nichtraucher in den kleinen Eckkneipen, jetzt wo sie nicht mehr vergiftet werden?
Ich danke für euer Interesse und euren Support!
Es dankt die Testwildsau! Aber wir danken nicht nur für das nette Interview, nein wir danken auch wegen den netten Dingen die Stefan uns netterweise für euch – unsere Leser – zur Verfügung gestellt hat.
Denn für alle die jetzt neugierig geworden sind wie die Werke der Gebrüder Thot denn so sind haben wir nun eine kleine Überraschung für euch (Wer sich den Titel dieses Artikels durchgelesen hat, wird schon wissen worum es geht). Mit der Unterstützung von Lindenblatt Records, verlosen wir insgesamt zweimal das aktuelle Werk von den Gebrüder Thot namens: „Das Dèjà Vu“
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Doch es ist nicht irgendeine Version! Netterweise haben die Jungs höchstpersönlich darauf unterschrieben. Da lacht das Sammlerherz!
Wer eine der Beiden unterschriebenen Versionen von „Das Dèjà Vu“ gewinnen möchte schickt uns eine E-Mail mit den Betreff Lindenblatt Records an info[at]testwildsau.com und beantwortet uns folgende Frage: Wie hieß das Erstlingswerk der Gebrüder Thot. Eile ist geboten, das Gewinnspiel endet bereits am kommenden Sonntag!
Eure Neugier ist geweckt? Ihr wollt unbedingt noch mehr zum Thema erfahren? Dann solltet ihr euch folgende Links genauer anschauen:
Lindenblatt Records Homepage
Hörprobe und Infos zu Die Spinne
Hörprobe und Infos zu Das Dèjà Vu
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