Seinen Auftritt bei der Electronic Entertainment Expo (E3) im Juni hat nicht nur Nintendo schön inszeniert (vor allem das danach entstandene einstündige YouTube-Video ist wirklich sehenswert). Doch bei aller Show und Komik geht es auf einer der wichtigsten Messen der Spiele-Industrie vor allem um die Neuheiten, die die Entwickler vorzuweisen haben – und um das, worauf sie künftig setzen. Im Falle von Nintendo ist es die neue Wii U. Sie soll die Familie spielend vor den Fernseher bringen.
Smartphones und Tablets sind dabei, den klassischen Konsolen den Markt abzugraben. Nintendo setzt mit dem Tablet der Wii U zum Gegenschlag an. Das Gerät verfügt über einen resistiven 6,2 Zoll-Touchscreen, der die Spieler während des Spiels mit Zusatzinformationen, Inventaren und Karten versorgen soll. Vor allem aber sollen damit neuartige Mehrspielerkonzepte möglich gemacht werden. Spielt eine Familie zusammen an der Wii U sieht nur einer der Spieler, was auf dem Tablet passiert, die anderen Spieler haben den normalen Wii-Controller zur Verfügung. Der Spieler mit dem Tablet kann so zum Beispiel Spielleiter wie in klassischen Rollenspielen sein oder z. B. bei „New Super Mario Bros. U“ Hilfsblöcke auf den Bildschirm bringen, damit die Spieler Hindernisse besser überwinden können.
Neue Spiele für das neue Konzept
Vor allem die beigefügte Minispielsammlung „Nintendo Land“ zeigt schön, was sich Nintendo bei diesen neuartigen Spielkonzepten so vorstellt. Zum Beispiel verfolgt der Spieler, der das Wii U Tablet in den Händen hält und dort eine Karte sieht, einen anderen Spieler, der nur mit der Wiimote spielt durch ein Labyrinth. Viel ist möglich mit der neuen Technik, doch die passenden Spiele, die dieses neuartige Spielkonzept wirklich nutzen, fehlen noch. Dennoch sind die ersten Spiele für die
Wii U bereits in der Entwicklung oder schon fertig. Nicht nur aus dem Hause Nintendo kommen die ersten Titel für die Wii U, auch Warner Interactive
und Ubisoft setzen mit neuen Titeln auf die „Tablet-Konsole“. „Zombi U“ von Ubisoft richtet sich an ein erwachsenes Publikum: ähnlich wie in Left 4 Dead geht es hier darum, möglichst lange gegen Untote zu bestehen. Der Mehrspielermodus versetzt den „Spielleiter“ in die Lage, die Zombies zu kontrollieren und mit ihnen die anderen Mitspieler anzugreifen.
Was bisher aber noch gänzlich fehlt, sind die üblichen Fußball- oder Rennspiele für die Wii U. Electronic Arts, z. B. der die Blockbuster FIFA und Need for Speed produziert, startet für die Wii U zunächst nur mit dem Rollenspiel „Mass Effect 3“. Von den richtig großen Spielen wird einzig „Assasin’s Creed“ von Ubisoft wird an die Wii U angepasst und zu Weihnachten unter dem Baum liegen können.
Die guten „alten“ Klassiker
Trotz all dem Trubel um die neue Wii U und ihre Möglichkeiten: auch die anderen Konsolen aus dem Hause Nintendo werden nicht vernachlässigt. Neue Spiele wird es auch für Nintendo 3DS und DSi geben. Die Nachfolger zu „Pokemon Black“ und „Pokemon White“ zum Beispiel. Viele Fans dürfen sich also wieder auf die „Spiele-Ecke“ in den beiden Games freuen. Leider wird es aber auch dieses Mal keine Casino Spiele darin geben. Bereits aus den vergangenen Teilen wurden – heimlich, still und leise – Glücksspiele für die Veröffentlichungen auf dem europäischen Markt entfernt. Eine offizielle Erklärung gab es dafür nie, es ist aber anzunehmen, dass die Glücksspiele aufgrund des Verbots in vielen europäischen Ländern entfernt wurden. Deutschland ist da keine Ausnahme, obwohl die EU-Kommission das bestehende Online-Glücksspiel-Verbot mehrfach kritisierte.
Aber zurück zur Wii U: von der Einfachheit der ursprünglichen Wii-Fernbedienung, die sich auch von Anfängern recht intuitiv bedienen lässt, bewegt sich Nintendo mit der Wii U ganz klar wieder weg. Es wird komplexer. Ob das dem elegenheitsspieler entgegen kommt und bei ihm auf Zustimmung treffen wird, bleibt abzuwarten. Spielexperten, die technische Gadgets lieben, wird die Wii U – zumindest zu Anfang – vermutlich eher ansprechen.